Durchbruchhemmendes Glas
Hart im Nehmen - Durchbruchhemmende Verglasung auf dem Prüfstand.
Maximale Sicherheit, amtlich bestätigt: Anforderungen bestimmter Berufsgenossenschaften oder des Personenschutzes können es erforderlich machen, Fenster durch eine durchschusshemmende Verglasung zu ergänzen.
Das umgangssprachlich als „Panzerglas" bekannte Verbundsicherheitsglas (VSG) nach ÖNORM EN 1063 gewährleistet ein Maximum an Schutz.
Doch nicht nur im öffentlichen Bereich kommen diese extrem widerstandsfähigen Verglasungen vor, auch in gefährdeten Gebieten und Wohnblocks können sie von Nutzen sein.
In öffentlichen Gebäuden und Ämtern sind Personen einem gewissen Risiko ausgesetzt. Ob es sich um einen Banküberfall, einen Amoklauf oder ein Attentat auf einen Politiker handelt – eine durchschusshemmende Verglasung stellt sicher, dass dahinter befindliche Personen nicht tödlich durch Schusswaffen verletzt werden können.
Besonders gefährdet sind zum Beispiel Mitarbeiter einer Bank, deren Arbeitsplatz direkt hinter einer Scheibe liegt.
Um die Verglasung möglichst effektiv zu setzen, wird überlegt, welche Waffen im Falle eines Falles eingesetzt werden könnten.
Durchschusshemmende Fenster bzw. Gläser zeichnen sich durch ihre Undurchlässigkeit gegen Projektile aus. Dabei wird die Durchschusshemmung je nach Geschossart und Entfernung des Schusses in neuen Widerstandsklassen der aktuell gültigen ÖNORM EN 1063 eingeteilt.
a) Angriffsseite mit dickerer Scheibe; b) Dünnere Glasscheiben; c) Polycarbonatfol
EXPERTENINTERVIEW
Was müssen durchschusshemmende Scheiben aushalten können?
- Grundsätzlich müssen sie einem dreimaligen Beschuss standhalten. Die Schüsse stehen in Abhängigkeit der jeweiligen Widerstandsklasse, werden mit unterschiedlicher Munition bestückt und aus bestimmten Abständen abgefeuert. Der Schuss darf dabei nicht durch die Verglasung dringen.
- Auch der Splitterabgang wird getestet.
Zur Prüfung der Widerstandsfähigkeit werden drei Scheiben einer Produktreihe (500 mm x 500 mm) je dreimal beschossen (außer bei SG 1: nur ein Mal), wobei die Auftreffpunkte im Zentrum der Scheibe ein kleines Dreieck von 120 mm Kantenlänge bilden müssen.
Dabei unterscheidet die Norm die Widerstandsklassen nach Waffenart, Kaliber, Geschossart, Geschossmasse, Geschwindigkeit und Schussentfernung (5 bis 10 Meter).
Durchschusshemmendes Glas mit der Bezeichnung BR 1 bis BR 4 bietet dabei effektiven Schutz gegen Kurzwaffen, BR 5 bis 7 gegen Büchsen, und Scheiben der Klassen SG1 und 2 zusätzlich gegen Flinten mit Kaliber 12/70.
Widerstandsklasse | Eigenschaften |
BR 1 | Durchschusshemmung Kurzwaffe Kaliber .22 lr |
BR 2 | Durchschusshemmung Kurzwaffe Kaliber 9 mm Parabellum |
BR 3 | Durchschusshemmung Kurzwaffe Kaliber .357 Magnum |
BR 4 | Durchschusshemmung Kurzwaffe Kaliber .44 Remington Magnum |
BR 5 | Durchschusshemmung Langwaffe (Büsche) Kaliber 5,56 x 45 |
BR 6 | Durchschusshemmung Langwaffe (Büchse) Kaliber 7,62 x 51 Weichkern |
BR 7 | Durchschusshemmung Langwaffe (Büsche) Kaliber 7,62 x 51 Hartkern |
SG 1 | Durchschusshemmung Langwaffe (Flinte) Kaliber 12/70 (1 Schuss) |
SG 2 | Durchschusshemmung Langwaffe (Flinte) Kaliber 12/70 (3 Schuss) |
Die Widerstandsklassen für durchschusshemmendes Glas sind dabei mit den früher gebräuchlichen Klassen C1 bis C5 nach DIN 52290-2 vergleichbar, wobei BR 1 und C1 gleichzusetzen sind und BR7 etwa C5 entspricht. Zur Prüfung durch das Beschussamt gehört darüber hinaus auch ein Vermerk über den Splitterabgang der Scheibe: Hierbei wird unterschieden zwischen „splitterfrei" (NS) und „Splitterabgang" (S).
Fenster der Klasse „splitterfrei" werden lebensrettend, wenn sich Personen direkt hinter der Scheibe befinden: Denn auch abplatzende kleine Bruchstücke können zu erheblichen Verletzungen des Körpers führen.
Mit Übergewicht hat der sogenannte „Pummeltest“ (mit a ausgesprochen) nichts zu tun: Es handelt sich um ein Prüfverfahren, das die Qualität von Verbundsicherheitsglas beurteilt.
Zusammen mit dem Kugelfallversuch und dem Baketest dient er der Feststellung des Bruchverhaltens einer VSG-Scheibe.
Im Englischen heißt ‚to pummel‘ „schlagen“. Entsprechend zeigt der Pummel-Test, wie viele Glasstücke beim Bruch einer VSG-Scheibe an der Folie haften bleiben und wie viele sich lösen und damit ein Verletzungsrisiko darstellen.
Er wird mit einem Hammer an einem VSG-Prüfling bei -18°C ausgeführt.
EXPERTENINTERVIEW
Woraus besteht die Verglasung?
- Aus mehrschichtigem, asymmetrisch aufgebautem Verbundsicherheitsglas mit unterschiedlichen Stärken der Folie.
Das für die durchschusshemmende Verglasung verwendete Verbundsicherheitsglas, das umgangssprachlich oft Panzerglas genannt wird, funktioniert durch seine Kombination aus mehreren Glasscheiben und -dicken, die mit zähelastischen Zwischenfolien verbunden sind. Die Glasscheiben werden durch starke Hitze und hohen Druck dauerhaft mit diesen Hochpolymerfolien verbunden. Die Folien erfüllen den Zweck, entstehende Glassplitter sofort zu binden und damit das Verletzungsrisiko zu minimieren. Wie hoch der Wirkungsgrad des Splitterschutzes ist, kann durch den sogenannten Pummeltest festgestellt werden, der die Haftung eventueller Splitter an der Folie prüft.
Wo extreme Gefahr vor dem Legen von Sprengsatz herrscht, sollte eine sprengwirkungshemmende Verglasung eingebaut werden.